Angepinnt Die Vielfalt der Futterpflanzen in Wald und Flur /Autor: Steffi Fuchs

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Die Vielfalt der Futterpflanzen in Wald und Flur /Autor: Steffi Fuchs

      Wenn der Frühling den ungemütlichen Winter verdrängt, beginnt auch schon die Gartensaison.
      Die Wiesen und Wälder stehen in vollem Grün und überall sprießt es- zum Übel aller Gärtner auch das Unkraut.
      Dabei ist es gerade das Unkraut, welches für jeden Vogelzüchter ein wahrer Segen ist.
      Die Artenvielfalt ist gewaltig und der Tisch kann mit vielen verschiedenen Sämereien ausgesprochen kostengünstig gedeckt werden.
      Auf diese Art kann man den Bedarf der Vögel an wichtigen Nährstoffen aufgrund des wechselnden Nahrungsangebotes zu einem guten Teil abdecken.
      Man kann halbreife Sämereien anbieten sowie reife Samen keimen lassen. Es trägt alles zur Abwechslung bei und entspricht einigermaßen ihren natürlichen Bedingungen.
      Zur Gesunderhaltung unserer in Gefangenschaft gehaltenen Vögel ist es wichtig, auf eine abwechslungsreiche Vollwertkost zu achten.
      Dazu gehören: energiespendende Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) und Ergänzungsstoffe (Wasser, Mineralsalze, Vitamine, Ballaststoffe).
      Die Gaben von künstlichen Vitaminpräparaten können massiv reduziert, bzw. ganz eingespart werden,
      weiß man doch sowieso nicht, ob sie wirklich so geeignet sind.
      Im Internet veröffentlichte Studien sowie Aussagen der Vogelklinik in Leipzig geben an, dass in gängigen Vitaminpräparaten oft nicht drin ist,
      was versprochen wird. Andererseits kann auch eine Überdosierung fettlöslicher Vitaminen (z.B. Vitamin A) zu Krankheiten führen.
      Außerdem werden sie häufig von unseren Vögeln abgelehnt.


      Nun ist es mir unmöglich, alle in Betracht kommenden Pflanzen überhaupt nur zu nennen.
      Das würde Wochen dauern. Ich beschränke mich auf die bekanntesten Sorten, mit welchen ich selbst Erfahrungen sammeln konnte.


      Ich biete halbreife Sämereien aller Grassamen an. Sie werden gern genommen, und sei es nur zum Nestbau.
      Dabei eignen sich das Rispengras und die Hühnerhirse besonders. Aber auch alle anderen Gräser verwende ich.
      Ich binde diese in Bündeln zusammen und bringe sie an der Volierenwand an. Darin und damit werden auch Nester gebaut und die Samen herausgeklaubt.


      Gräser.jpg

      In die Nester kann man gleich getrockneten Rain- oder Wurmfarn einbringen, welcher gegen Milben helfen soll.

      Ein reiches Angebot an Spitzwegerich (entzündungshemmend), Löwenzahn (enthält Bitter- und Gerbstoffe -Heilmittel für Leber, Galle, Stoffwechsel),
      und Brennnesseln (reich an Eisen und Vitamin A und C) ist auf allen Waldwegen und Wiesen zu finden. Sowohl Sämereien als auch Blattwerk können verwendet werden.
      Mit abgebrühter und klein gehackter Brennnessel kann man das Weichfutter aufwerten. Alles lässt sich ebenso tiefgefroren verwenden.


      Löwenzahn Brennessel.jpg

      Im Auwald wächst der Knöterich (Vogel- und Schlangenknöterich). Davon verwendet man Blätter und Samen, welche bei
      Lungen- und Darmkrankheiten positive Wirkung zeigen. Von der Echten Kamille können wir die Samen ernten.
      Nach einer gewissen Gewöhnung werden sie genommen. Auf sauren Wiesen wachsen z.T. sehr zahlreich Ampferarten, wie Sauerampfer und Krauser Ampfer.
      Vom Krausen Ampfer werden nur die Samen gegeben. Sauerampfer kann im Ganzen gefüttert werden. Der Saft des Ampfers enthält viel Vitamin C.


      Ein Wellensittich, welcher am Straßenrand gefunden und zu mir gebracht wurde, entpuppte sich als begeisterter Sauerampfer- Fan.

      Die Blütenkörbe der Kratzdistel werden aufgeschnitten und somit können wir die Samen im reifen, als auch im halbreifen Zustand anbieten.
      Die Samen der Gänsedistel stellen ein besonders wertvolles Futter dar.
      Außerdem wird diese Pflanze stark von Blattläusen befallen, was gleichzeitig für tierische Kost sorgt. Blattläuse finden sich häufig auch an Hirtentäschel und Spitzwegerich.
      Unsere Prachtfinken nahmen zum Beispiel begierig getrocknete Blattläuse von Wermuthpflanzen auf.
      Ein Freund bekam den Auftrag von uns, Ameiseneier in seinem Garten zu sammeln und einzufrieren.
      Er übergab uns im Herbst diese getrockneten Blattläuse. Ich war überrascht, dass diese von unseren Finken angenommen wurden.


      Hopfe Kratzdistel.jpg

      Das Mädesüß ist das „Aspirin der Natur“. Davon werden die Samen verfüttert, welche eine heilende Wirkung bei Gicht und Rheuma haben.

      Im zeitigen Frühjahr beginnen die Weiden (besonders interessant sind dafür die Trauerweiden) zu treiben.
      Die jungen Triebe verflechten wir zu Schaukeln. Somit gibt es den Vögeln die Möglichkeit zu spielen, zu turnen und gleichzeitig am frischen Grün zu knabbern.
      Besonders die Jungvögel sind begeistert von dieser Idee.


      Knospen von Obstbäumen, Ahorn, Buche, Eiche und Erle lassen sich gut in die Volierendekoration einbeziehen.

      Auf Schutthalden, an Wegrändern und auf Wiesen sieht man sehr viel Hirtentäschel stehen. Samen, Blüten und Blätter werden
      z.B. gern von unseren Binsenamadinen zerpflückt. Die Samen der Stiefmütterchen sollen laut Literatur sehr beliebt sein, ich selbst habe diese noch nicht verfüttert.


      Im Spätsommer bestücke ich die Volieren mit Beifußstängeln. Es ist ein beliebtes Spielzeug.
      Die Samen werden ausgeklaubt, die Pflanze förmlich kahl genagt. Beifuss soll unterstützend als Entwurmungsmittel wirksam sein.


      Samen von Nachtkerze, Wegwarte und Wilder Karde können gegeben werden, von der Wilden Karde auch die Blüten. Ein gutes Futter stellen die Samen der Vergissmeinnicht dar.

      An Grünfutter reiche ich ständig Vogelmiere bzw. den Ehrenpreis. Grünes und Samen werden gern genommen, das Grüne wird häufig zum Nestbau verwendet.

      Im Garten kann man sich Kräuter, wie Oregano, Thymian und Basilikum anbauen, trocknen und in Schalen oder im Sand anbieten.
      Unsere Finken nehmen es zeitweise dankbar an. Die Kräuter sollen den Kampf gegen Kokzidien unterstützen.


      Es ist eine kleine Mühe, jeden Tag vom Spaziergang, aus dem Garten, von der Wiese o.ä. einen Strauß an verschiedenen Pflanzen mitzunehmen.
      Ein Teil lässt sich trocknen oder einfrieren, so dass man auch später eine Reserve besitzt.


      Geht der Sommer zur Neige, bieten sich neue Möglichkeiten, das Futter aufzuwerten. Früchte wie Weißdorn, Hagebutte, Sanddorn, Himbeeren, Johannisbeeren…
      sowie Äpfel und Birnen werden reif. Feuerdorn sollte frisch verfüttert werden- er ist nicht haltbar.
      Die Früchte enthalten Vitamin A und C, Fruchtzucker, Stärke und die Kerne viele Mineralstoffe.
      Die Hagebutte enthält Vitamin A und C, Fruchtzucker sowie Fruchtsäuren. Trocknet man sie, liegen dann auch leicht verdauliche Stärkearten vor.
      Ich halbiere die Früchte und nach einiger Gewöhnung beschäftigen sich auch meine Finken damit. Die Früchte friere ich ein und taue für den nächsten Tag portioniert auf.
      Die Eberesche (Vogelbeere) ist reich an Vitamin C, Fruchtzucker, leicht verdauliche Stärke, Kalium- und Magnesiumsalze (Widerstandskraft des Darmkanals),
      Bitterstoffe, Zellulose und Pektine und sollte deshalb nicht auf dem Speiseplan fehlen. Die Beeren sind zu groß für Finken,
      deshalb zerkleinere ich die Früchte und ab und zu wird dann doch gekostet. Hierbei habe ich vorwiegend die Spitzschwanzamadinen beobachtet.


      Hainbuche Eberesche.jpg

      Sanddorn, Schlehen, reife Holunderbeeren (die grünen Beeren sind giftig), und Weißdorn werden ebenfalls gern genommen.
      Für größere Vögel kann man die Hainbuche, Fichtensamen, Hopfen und Klettensamen sammeln.


      Im Garten könnte man auch zur Abwechslung eine Reihe Getreide anbauen. Bündel halbreifer und reifer Getreidearten sind ausgesprochen beliebt.
      Stundenlang beschäftigen sich unsere Finken mit der Zerstörung der angehängten Getreidebündel. Auf diese Art kommt gar nicht erst Langeweile auf.


      Im Winter dagegen muss man auf Alternativen zurückgreifen. Eine davon ist, im Sommer Tradeskantien zu züchten.
      Das ist eine ca. 50 Arten umfassende Zierpflanze, die aus Nord- und Südamerika stammt. In ihrer Heimat wächst sie als Unkraut.
      Meine Finken lieben diese Pflanze. Weiterhin lässt sich Gartenkresse im Winter im Haus ziehen. Nach einiger Gewöhnung kann man seine Vögel hierfür begeistern.


      Einige Züchter frieren die gesammelten Pflanzen für den Winter ein. Mein freier Platz im Tiefkühlschrank ist mit halbreifer Hirse,
      Maden und Ameiseneiern hoffnungslos erschöpft. Ich biete deshalb die Kräuter in getrocknetem Zustand an.


      Dank unserer Sammelleidenschaft sind unsere Finken ständig mit Zerpflücken, Bauen, Suchen, Sammeln, Fressen und Tauziehen beschäftigt.
      Somit sind sie in ständiger Bewegung und sitzen nie gelangweilt in der Gegend rum. Auch das ständige Beschäftigtsein trägt zur Gesunderhaltung unsere Vögel bei.


      Es hängt nun nur von der Fantasie eines jeden Züchters ab, wie er seine Vögel bei Laune hält.

      Tradeskantie.jpg

      Steffi Fuchs

      Herzlichen Dank für die freudliche Zurverfügungstellung der Arbeit! Das Team
    • Das letzte Bild, wird die auch als Futterpflanze benutzt? Ich habe von dieser Pflanze einige verschiedene hier stehen, sind ja verwandt mit dem Golliwoog. Habe mich bisher nicht getraut die anzubieten.

      Hab ebend nocht mal geschaut, also meist wird die rein grüne als Futterpflanze empfohlen. Manche sagen dann auch wieder nicht so gut diese Pflanze zu verfütter.
      :paul: Gruß Jessi :paul:
      :blaukopf: :jap.mövchen: :muskatfink:
    • Moin Moin,

      ja, das ist ein interessanter Beitrag, besonders für mich als Greenhorn.

      Letztes Jahr habe ich eine Entdeckung gemacht, zwar mehr für die Wachteln, Finken hatte ich da noch nicht.

      Die Wachteln fressen leidenschaftlich gern Melde, abgeknabbert bis auf den Strunk. (o:

      schön Tach

      Bernd
      "Wenn Neider, Hasser dich umringen, dann denk an "Götz von Berlichingen"
    • Hallo Steffi ,hallo miteinander
      Da Goulds ja sehr sensibel (Leberprobleme) sind was fettige/ ölige Saaten betrifft, frage ich mich ob diese Tips
      für alle Prachtfinken gelten oder ob man hier vorsichtig sein muß.
      Distelsamen z.B. gelten doch als ölreich, oder bin ich da falsch informiert ?

      LG Rolf
    • Hallo Rolf,

      gut mitgedacht. :thumbsup: Ich habe den Artikel mal überflogen und sicher muss man zwischen den einzelnen Vogelarten differenzieren, was man von den oben beschriebenen Pflanzen/Samen verfüttert und wie oft.
      Ein Leberschaden entsteht aber auch nicht von heute auf morgen, da muss man schon ne Weile falsch füttern. Also ab und zu so als Leckerli dürfen Goulds auch mal Fettsaaten in kleinen Mengen, wobei ich bezweifle das die an Distelsamen
      rangehen würden. :hihi: Während der Brutvorbereitung dürfen die Vögel auch mal etwas gehaltvoller ernährt werden.
      VG
      :jap.mövchen: :gouldamadine:

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von kleinesLicht ()