Wir wohnen seit wenigen Jahren sehr ländlich und von dem Vorbesitzer haben wir ein mittlerweile ziemlich runter gekommenes Gewächshaus mit übernommen, wo zum Teil die Glasscheiben fehlen. Wir nutzen dieses nun als Unterstand und Holzlager, bis die Portokasse irgendwann mal einen Ersatz erlaubt.

Und dieses Jahr fand ein Amselpärchen ... trocken, wind-, krähen- und elsterngeschützt ... wenn das nicht ein Top-Nistplatz ist !

Nachdem wir Menschen es denn auch mal mitbekommen hatten, war das Nest auf einem flachen Brett Anfang April auch schon fertig gestellt.

Und ich muss vor einem Mutterherz erneut den Hut ziehen ... am Anfang war Frau Amsel noch sehr auf Flucht bedacht, wenn wir denn Gartengeräte zurück gestellt haben.
Aber da hat sich die Erfahrung mit den Prachtfinken und Kanaries bezahlt gemacht ... fixiere nienüch einen Vogel zu lange, denn dann fühlen die Federkugeln sich beobachtet !
Schon nach kurzer Zeit war es kein Problem, Gartengeräte ruhig und ohne direkten Blickkontakt zurück zu stellen. Frau Amsel war zwar abflugbereit, aber sie blieb auf dem Nest.

Erstaunlich fand ich bei der Geschichte, wie schnell sich kleine Amseln im Nest entwickeln. Innerhalb einer guten Woche haben die ihre Größe bestimmt verdreifacht und einfach sagenhaft, wie schnell sich auch die Federn entwickelt haben. Und es war auch nie ein Bettelgeräusch zu hören, wenn ein Elternteil mit Futter zurück kam. Aber das liegt den Kleinen wohl in den Genen, damit keine Fressfeinde angelockt werden.

Momentan "parken" die Kleinen wohl immer noch in irgend einem Gebüsch in der Nähe, denn z.Zt. können wir Frau und Herrn Amsel immer noch fleissig am Futter beschaffen bei uns oder den Nachbarn beobachten.

Anbei 5 Fotos von den Eiern bis zum Ausfliegen. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen habe ich immer sehr darauf geachtet, dass sich Frau Amsel gerade auf die Nahrungssuche aufgemacht hat und ich habe sie oder ihn kein einziges Mal verjagt. Aber Herrn Amsel ... den kenne ich eigentlich nur vom gemeinsamen Futter beschaffen auf unserem Rasen

Foto 1: die 4 Eier - Foto 2: muss kurz nach dem gleichzeitigen Schlupf aller vier passiert sein - Foto 3: Frau Amsel mit einem Kleinen. Dem Jungvogel ist zu warm, deswegen auch der aufgesperrte Schnabel zwecks Kühlung. Mit solchen hohen Temperaturen im April hat wohl auch Familie Amsel nicht gerechnet - Foto 4: 4 kleine Federkugeln - Foto 5: 2 kleine Amseln waren schon ausgeflogen und "parkten" in der Nähe. Hier die beiden Spätzünder kurz vor dem Verlassen des Nestes.

Ich muss wirklich sagen, es war für mich eine schöne Erfahrung ... und jetzt freue ich mich auf die kleinen Spatzen, die wieder ihren Eltern auf Schritt und Tritt über den Rasen folgen ... *smile* ...

Freut mich, dass Euch meine kleine Geschichte gefallen hat
Mir hat es das Beobachten auch sehr viel Spaß gemacht ... und richtig, das Handy war immer in der Hosentasche, während wir zwei Wochen im Garten gewühlt haben :grins:
Praktisch war auch, dass ich von unserem Sitzplatz aus die Flugschneise sehen konnte.
Ich habe eben noch mal geschaut wegen der Wacholderdrossel. Demnach ist es aber eine Amsel, denn Herr Amsel ist schwarz mit gelben Schnabel. Wahrscheinlich ist das Foto nicht so gut, denn Frau Amsel sieht Frau und Herrn Wacholderdrossel im Brustbereich sehr ähnlich ...

Aber wie denn auch immer, es war sehr interessant und es hat mir eine große Freude bereitet

@ Eddy und Quecker ... danke schööön

@ BoogieWoogie
Die Jungvögel sind mittlerweile schon längst ausgeflogen. Die beiden "Spätzünder" auf Bild 5 habe ich gerade noch vor dem Nestflüchten erwischt ... am nächsten Tag war das Nest leer.
Aber du hast recht, die Amseln sind Tarnkönige.
Wenn denn Frau Amsel wie eine Statue im/am Nest saß, fühlte sie sich doch recht sicher, so lange sie dachte, dass sie nicht entdeckt wurde. Und das Warnrufkonzert kenne ich auch. Wenn ich denn dachte, nun kann ich mal ein paar Aufnahmen in Ruhe machen ... wurde ich aus dem Wallnussbaum hinter dem Gewächshaus aufs heftigste ausgemeckert :bistdran: und habe die Fotoaufnahmen abgebrochen.
Was ich auch feststellen konnte, ist, dass die beiden sich meistens "zu Fuss" dem Gewächshaus auf die letzten Meter genähert haben. Und sie haben sehr darauf geachtet, dass die Krähen sie dabei nicht sehen.
Zum Tarnen bzw. nicht Auffallen gehört wohl eindeutig auch, dass die Jungvögel keine hörbaren Bettellaute von sich geben und dass die auf dem Nestrand abgelegten Kotkugeln von den Altvögeln entsorgt werden ... kann als Vermieter also nicht klagen, haben alles sauber und ordentlich nach dem Auszug wieder übergeben
Auch nach dem Ausfliegen der Jungvögeln sind die Amseln Tarnkönige. Die Altvögel sind bei uns immer noch fleissig am Futter suchen, aber den "Parkplatz" der Kleinen konnte ich bisher nicht ermitteln.
Und mit der Wahl des Nistplatzes hatte ich einfach nur Glück. Ich konnte zwar nicht reinschauen (bin dafür zu kurz ), aber nach ein bißchen Übung klappte das "blind" reinfotographieren mit dem Handy recht gut. Und hier noch mal aus dem Fundus zum Vergleich ...
Foto 1 wurde am 15.4. aufgenommen und Foto 2 am 19.4. ... einfach nur Wahnsinn, wie schnell die an Gewicht zu nehmen und ihr Aussehen verändern ...

Da flitze ich gestern ins Gewächshaus, gewohnte Bewegung in der Türregion, mit dem rechten Arm einmal durch die Spinnennnetze durch, schaue nach links ...
Bohhh ... und sehe Frau Amsel auf ihrem Nest vom letzten Jahr!
Wer von uns beiden Mädels nun überraschter geschaut hat, mag ich nicht beurteilen ...
Frau Amsel schaute mich wohl genauso erstaunt an, wie ich sie ... aber wenn es die Dame vom letzten Jahr ist, wovon ich ausgehe, dann weiß sie ja, worauf sie sich einläßt ... regen- und windsicher, aber auch sehr warm im April so knapp unterm Dach und die komischen Zweibeiner haben da das ein oder andere auch zum Rumwurschteln
Mal schauen, wie es weiter geht ...
Viele Grüße, Michaela

Danke dir, Karin ... ich bin auch gespannt, was aus dem Wiederholungsversuch werden wird und werde berichten.
Die nächsten 2 Wochen hat Frau Amsel ihre Ruhe, denn unsere Wochenenden sind verplant.
Und da vor den Eisheiligen das Gewächshaus eh nicht von Pflanzen bewohnt werden wird, habe ich nach den Erfahrungen vom letzten Jahr doch reelle Chancen, dass die kleinen Federkugeln in irgend einem Gebüsch "parken", bis ich mein Gemüse im Gewächshaus anpflanzen werde
Viele Grüße, Michaela

Danke Euch
Zwischenstand vor ca. 3 Stunden: wieder 4 Eier, Frau Amsel hat sich da um ihr eigenes, leibliches Wohl gekümmert und Herr Amsel verteidigt sein "Revier" gewissenhaft gegen andere Amselhähne, wie ich die letzten Tage beobachten konnte ... schon erstaunlich, wie groß Herr Amsel dabei werden kann
Viele Grüße, Michaela

Kurzer Zwischenstand von vorgestern, dem 24.04.2012 ... aus 4 Eiern wurden wieder 4 kleine Wuschelköpfe ... die miese Bildqualität möge man mir verzeihen, Frau ist zu kurz und muss "blind" in das Nest reinfotographieren

Und hier nun das nächste Foto von gestern abend. Zwischen beiden Fotos liegen nur 5 Tage und ich bin erneut erstaunt, wie schnell die Kleinen in dieser kurzen Zeit gewachsen sind und sich entwickelt haben ...

Schlussbericht 2012 ... letzten Freitag erreichte mich Mittags im Büro ein Anruf von meinem Mann ... sie sind weg !!!
Bis ich dann zu Hause war, war das Gewächshaus auch schon für die Pflanzen vorbereitet, aber kein JV war mehr innerhalb des Gewächshaus
Wundern tut es mich auch nicht wirklich, dass die Kleinen so schnell das Nest verlassen haben ... durch diesen windgeschützen Nistplatz waren die Temperaturen sehr hoch, Frau Amsel konnte zeitgleich mit Herrn Amsel Futter ran schaffen und die Kleinen sind in Rekordzeit gewachsen.
Die Kleinen "parkten" in den letzten Tagen in der einen Koniferenhecke, denn dort haben die Eltern immer wieder Futter hin gebracht.
Wie viele es jetzt noch sind, kann ich nicht sagen, da die Kleinen in den Koniferen wie unsichtbar sind ...
Auf jeden Fall werden wir im nächsten Frühjahr den Nistplatz für die Erstbrut wieder öffnen
Viele Grüße, Elly