Hallo ihr Lieben,
da anscheinend recht viele von euch Vögel aus schlechter Haltung in letzter Zeit geholt haben, möchte ich auch von meinen Vögeln erzählen, die ich aus schlechter Haltung geholt habe.
Anfang Februar dieses Jahres entdeckte ich durch Zufall auf Ebay-Kleinanzeigen 2 wildfarbene Gouldamadinen, die mein Interesse weckten. Alles wirkte noch recht harmlos auf den kleinen Bildchen der Vorschau. Dann sah ich, dass die beiden auf Knabberstangen & Plastikstangen und mit einem Pärchen Kanarien zusammen in einem kleinen Käfig saßen.
Von meinem Züchter hatte ich immer eingetrichtert bekommen, dass man keine Vögel aus schlechter Haltung holen solle. Aber die beiden Piepser ließen mich nicht in Ruhe. 2 Nächte schlief ich über die Anzeige, dann fragte ich meinen Züchter, ob er die Kanarien zu sich nehmen würde und mich unterstützen würde. Nach einem Tadel und einen Blick auf die Anzeige stimmte er letztendlich zu.
Die Besitzer der Vögel waren nicht einfach. Sie verlangten für die vier Vögel (ohne Käfig) 200 € und wollten sich partout nicht runterhandeln lassen. Mit den richtigen Argumenten bekam ich sie dann aber dazu, mit den Preis herunterzugehen, bezahlte allerdings Zähne knirschend trotzdem noch 100 € für die Vögel.
Als ich die Vögel dann abholte, traf ich zwar auf sehr nette Vorbesitzer, die viel erzählten. Allerdings hatten sie keine Ahnung von den Tieren. Die Vögel saßen bereits in der Transportkiste - ohne Futter, ohne Wasser. Die Kanarien hatten sie schon etwas länger. Die Gouldamadinen waren seit Oktober in ihrem Besitz. Der Käfig war sehr klein (nur ca. 70 cm lang), war ausgestattet mit Plastikstangen und Knabberstangen. Die Vorbesitzer waren sogar stolz darauf, dass die Kanarien in dem kleinen Käfig mit den Gouldamadinen brüteten. Allerdings seien wohl die Jungvögel eingegangen...
Stolz berichteten die Vorbesitzer darüber, dass die Vögel nur einmal wöchentlich Futter bekamen (und wahrscheinlich ähnlich oft das Wasser getauscht wurde). Dann wäre der Napf auch immer leer gewesen.
Ebenso stolz berichteten sie darüber, dass sie auch mal über Nacht im Winter das Fenster vergessen hätten zu schließen und es am nächsten Morgen erst bemerkt hatten. Das Zimmer war wohl bitter kalt. Die Vögel hätten es super vertragen...
Fast 2 Stunden kauten mir die Leute die Ohren ab. Ich drängte bereits mehrere Male zum Aufbruch, da ich auch noch einen weiten Rückweg hatte (gut eine Stunde). Dennoch hielten sie mich immer wieder auf, weil sie sich nicht trennen konnten.
Nach 20 Uhr war ich dann endlich Zuhause. Für die beiden Gouldamadinen hatte ich eine Quarantänebox im Schlafzimmer aufgebaut. Mein Züchter holte die Kanarien noch am gleichen Abend ab und brachte sie zu sich nach Hause.
Als die Goulds in der Box saßen, war ihr erster Weg direkt ans Wasser und sie prügelten sich regelrecht darum. Ich hatte für die beiden noch das alte Futter der Vorbesitzer hingelegt. Die beiden rührten es nicht an, wirkten allerdings auch extrem hungrig, weshalb ich irgendwann Kolbenhirse in den Käfig hängte, auf die sie sich sofort stürzten und erstmal 2 Stunden mit Futtern verbrachten.
Die Nacht verlief sehr ruhig. Als ich am nächsten Tag von der Arbeit nach Hause kam, war das Futter der Vorbesitzer noch immer nicht angerührt. Die Kolbenhirse war stattdessen komplett leer gefuttert. Da mir das Futter bereits beim Einfüllen zu sehr stank, machte ich kurzen Prozess und gab den Vögeln mein Futter und die beiden stürzten sich direkt darauf, als hätten sie nie vorher etwas anderes gefressen.
In den kommenenden Tagen stellte ich fest, dass etwas mit den Vögeln nicht stimmte. Der rotköpfige Hahn sang überhaupt nicht und noch dazu kamen wirklich laute, knackende Geräusche nachts aus dem Käfig. Am nächsten Tag sah ich den Hahn dann auch niesen.
Mein Weg führte mich also direkt mit beiden Vögeln zur Eingangskontrolle beim Tierarzt. Die Lunge des rotköpfigen Hahns hörte sich sehr angeknackst an, meinte die Tierärztin und sie stellte die "Verdachtsdiagnose" Luftsackmilben. Daraufhin wurden sie mit Ivomec behandelt und bekamen prophylaktisch Baytril dazu. Schnell stellte sich Besserung ein, doch nach ein paar Wochen stellten sich erneut die Symptome ein und ich befürchtete schon, dass ich die Behandlung bzgl. der Luftsackmilben falsch gemacht habe. Ich fuhr also erneut mit dem rotköpfigen Hahn zum Tierarzt und wurde von der Tierärztin quasi als blöd dargestellt. Sie könne nichts feststellen. Mit dem Vogel sei alles in Ordnung. Sie gab mir ein Mittel zur Anregung des Immunsystems mit. Als sich daraufhin allerdings keine Besserung einstellte, fuhr ich erneut zum Tierarzt, hatte Glück, dass die Chefin da war und bestand auf einen Kropfabstrich, der eingeschickt wird.
Wenige Tage kamen die Ergebnisse. Es wurden Bakterien festgestellt, die nun mit Chloram-phenicol-N, einem Pulver für Brieftauben, behandelt wurden. Kurze Zeit später waren die Symptome verschwunden und die Tiere wirkten wesentlich glücklicher.
Das Ganze dauerte mehr als 3 Monate. Dann durften die beiden endlich zu den andern Vögel ziehen. Sie kommen super mit den Mövchen, Zebrafinken und Binsenastrilden zurecht und sind extrem neugierig und wirklich unglaublich bewegungsfreudig. Besonders Napoleon, der rotköpfige Hahn mit den ganzen Problemen, fliegt mehr Runden durchs Wohnzimmer, als alle anderen Vögel zusammen fliegen. Er orientiert sich unglaublich an den Zebrafinken und hat sich viel bei ihnen abgeschaut. Hannibal, der gelbköpfige Hahn, ist noch etwas kahl um die Augen und am Kopf. Aber ich denke, dass wir auch das noch hin bekommen. Er ist ein kleiner Tyrann und vertreibt alles und jeden von sich. Gleichzeitig orientiert er sich aber extrem an Napoleon. Wenn Napoleon etwas Neues entdeckt, ist Hannibal meist nicht weit. Seitdem die beiden bei den anderen sind, haben sich auch schon vieles gelernt. Sie baden in Badehäusern, was sie in der Quarantänebox verschmäht haben, sie knabbern an der Sepiaschale, was sie ebenfalls in der Quarantänebox gar nicht getan haben und lieben den Volierengritstein von Klaus.
Leider kann Napoleon noch immer nicht singen. Die Tierärztinnen meinten auch bereits zu mir, dass es sein könnte, dass er vielleicht nie richtig singen kann. Aber ihm entweichen immer mehr Töne und ich blicke positiv in die Zukunft, dass er bald auch endlich lautstark mit Hannibal um die Wette singen wird.
Die Kanarien waren im Übrigen gesund, hatten allerdings unglaublich trockene Füßchen, als sie ankamen und er konnte die obere Hautschicht mit den Fingern schon fast abziehen. Mittlerweile hatten sie bei ihm sogar bereits Nachwuchs und fühlen sich dort pudelwohl.
Vielleicht hole ich den beiden Goulds irgendwann noch ein paar Kumpels. Aktuell sollen sie aber erstmal richtig ankommen und alles richtig kennen lernen. Eigentlich wollte ich keine Goulds mehr, aber in die beiden habe ich mich verliebt.
Zum Schluss noch ein paar Bilder:
20190509_182546.jpg Die Quarantänebox. Die Seite habe ich zugehangen. Dort haben die Vögel geschlafen und konnten sich verstecken.
20190520_123312.jpgNeugieriger Blick von Hannibal zur Kamera - 2. Tag im Wohnzimmer
20190520_132205.jpgOben rechts: Napoleon - hier mit den Binsenastrilden in der Zimmervoliere.
20190524_155038.jpg Beim Flattern durchs Zimmer auf der Voliere - Geschlafen wird übrigens auch außerhalb der Voliere
da anscheinend recht viele von euch Vögel aus schlechter Haltung in letzter Zeit geholt haben, möchte ich auch von meinen Vögeln erzählen, die ich aus schlechter Haltung geholt habe.
Anfang Februar dieses Jahres entdeckte ich durch Zufall auf Ebay-Kleinanzeigen 2 wildfarbene Gouldamadinen, die mein Interesse weckten. Alles wirkte noch recht harmlos auf den kleinen Bildchen der Vorschau. Dann sah ich, dass die beiden auf Knabberstangen & Plastikstangen und mit einem Pärchen Kanarien zusammen in einem kleinen Käfig saßen.
Von meinem Züchter hatte ich immer eingetrichtert bekommen, dass man keine Vögel aus schlechter Haltung holen solle. Aber die beiden Piepser ließen mich nicht in Ruhe. 2 Nächte schlief ich über die Anzeige, dann fragte ich meinen Züchter, ob er die Kanarien zu sich nehmen würde und mich unterstützen würde. Nach einem Tadel und einen Blick auf die Anzeige stimmte er letztendlich zu.
Die Besitzer der Vögel waren nicht einfach. Sie verlangten für die vier Vögel (ohne Käfig) 200 € und wollten sich partout nicht runterhandeln lassen. Mit den richtigen Argumenten bekam ich sie dann aber dazu, mit den Preis herunterzugehen, bezahlte allerdings Zähne knirschend trotzdem noch 100 € für die Vögel.
Als ich die Vögel dann abholte, traf ich zwar auf sehr nette Vorbesitzer, die viel erzählten. Allerdings hatten sie keine Ahnung von den Tieren. Die Vögel saßen bereits in der Transportkiste - ohne Futter, ohne Wasser. Die Kanarien hatten sie schon etwas länger. Die Gouldamadinen waren seit Oktober in ihrem Besitz. Der Käfig war sehr klein (nur ca. 70 cm lang), war ausgestattet mit Plastikstangen und Knabberstangen. Die Vorbesitzer waren sogar stolz darauf, dass die Kanarien in dem kleinen Käfig mit den Gouldamadinen brüteten. Allerdings seien wohl die Jungvögel eingegangen...
Stolz berichteten die Vorbesitzer darüber, dass die Vögel nur einmal wöchentlich Futter bekamen (und wahrscheinlich ähnlich oft das Wasser getauscht wurde). Dann wäre der Napf auch immer leer gewesen.
Ebenso stolz berichteten sie darüber, dass sie auch mal über Nacht im Winter das Fenster vergessen hätten zu schließen und es am nächsten Morgen erst bemerkt hatten. Das Zimmer war wohl bitter kalt. Die Vögel hätten es super vertragen...
Fast 2 Stunden kauten mir die Leute die Ohren ab. Ich drängte bereits mehrere Male zum Aufbruch, da ich auch noch einen weiten Rückweg hatte (gut eine Stunde). Dennoch hielten sie mich immer wieder auf, weil sie sich nicht trennen konnten.
Nach 20 Uhr war ich dann endlich Zuhause. Für die beiden Gouldamadinen hatte ich eine Quarantänebox im Schlafzimmer aufgebaut. Mein Züchter holte die Kanarien noch am gleichen Abend ab und brachte sie zu sich nach Hause.
Als die Goulds in der Box saßen, war ihr erster Weg direkt ans Wasser und sie prügelten sich regelrecht darum. Ich hatte für die beiden noch das alte Futter der Vorbesitzer hingelegt. Die beiden rührten es nicht an, wirkten allerdings auch extrem hungrig, weshalb ich irgendwann Kolbenhirse in den Käfig hängte, auf die sie sich sofort stürzten und erstmal 2 Stunden mit Futtern verbrachten.
Die Nacht verlief sehr ruhig. Als ich am nächsten Tag von der Arbeit nach Hause kam, war das Futter der Vorbesitzer noch immer nicht angerührt. Die Kolbenhirse war stattdessen komplett leer gefuttert. Da mir das Futter bereits beim Einfüllen zu sehr stank, machte ich kurzen Prozess und gab den Vögeln mein Futter und die beiden stürzten sich direkt darauf, als hätten sie nie vorher etwas anderes gefressen.
In den kommenenden Tagen stellte ich fest, dass etwas mit den Vögeln nicht stimmte. Der rotköpfige Hahn sang überhaupt nicht und noch dazu kamen wirklich laute, knackende Geräusche nachts aus dem Käfig. Am nächsten Tag sah ich den Hahn dann auch niesen.
Mein Weg führte mich also direkt mit beiden Vögeln zur Eingangskontrolle beim Tierarzt. Die Lunge des rotköpfigen Hahns hörte sich sehr angeknackst an, meinte die Tierärztin und sie stellte die "Verdachtsdiagnose" Luftsackmilben. Daraufhin wurden sie mit Ivomec behandelt und bekamen prophylaktisch Baytril dazu. Schnell stellte sich Besserung ein, doch nach ein paar Wochen stellten sich erneut die Symptome ein und ich befürchtete schon, dass ich die Behandlung bzgl. der Luftsackmilben falsch gemacht habe. Ich fuhr also erneut mit dem rotköpfigen Hahn zum Tierarzt und wurde von der Tierärztin quasi als blöd dargestellt. Sie könne nichts feststellen. Mit dem Vogel sei alles in Ordnung. Sie gab mir ein Mittel zur Anregung des Immunsystems mit. Als sich daraufhin allerdings keine Besserung einstellte, fuhr ich erneut zum Tierarzt, hatte Glück, dass die Chefin da war und bestand auf einen Kropfabstrich, der eingeschickt wird.
Wenige Tage kamen die Ergebnisse. Es wurden Bakterien festgestellt, die nun mit Chloram-phenicol-N, einem Pulver für Brieftauben, behandelt wurden. Kurze Zeit später waren die Symptome verschwunden und die Tiere wirkten wesentlich glücklicher.
Das Ganze dauerte mehr als 3 Monate. Dann durften die beiden endlich zu den andern Vögel ziehen. Sie kommen super mit den Mövchen, Zebrafinken und Binsenastrilden zurecht und sind extrem neugierig und wirklich unglaublich bewegungsfreudig. Besonders Napoleon, der rotköpfige Hahn mit den ganzen Problemen, fliegt mehr Runden durchs Wohnzimmer, als alle anderen Vögel zusammen fliegen. Er orientiert sich unglaublich an den Zebrafinken und hat sich viel bei ihnen abgeschaut. Hannibal, der gelbköpfige Hahn, ist noch etwas kahl um die Augen und am Kopf. Aber ich denke, dass wir auch das noch hin bekommen. Er ist ein kleiner Tyrann und vertreibt alles und jeden von sich. Gleichzeitig orientiert er sich aber extrem an Napoleon. Wenn Napoleon etwas Neues entdeckt, ist Hannibal meist nicht weit. Seitdem die beiden bei den anderen sind, haben sich auch schon vieles gelernt. Sie baden in Badehäusern, was sie in der Quarantänebox verschmäht haben, sie knabbern an der Sepiaschale, was sie ebenfalls in der Quarantänebox gar nicht getan haben und lieben den Volierengritstein von Klaus.
Leider kann Napoleon noch immer nicht singen. Die Tierärztinnen meinten auch bereits zu mir, dass es sein könnte, dass er vielleicht nie richtig singen kann. Aber ihm entweichen immer mehr Töne und ich blicke positiv in die Zukunft, dass er bald auch endlich lautstark mit Hannibal um die Wette singen wird.
Die Kanarien waren im Übrigen gesund, hatten allerdings unglaublich trockene Füßchen, als sie ankamen und er konnte die obere Hautschicht mit den Fingern schon fast abziehen. Mittlerweile hatten sie bei ihm sogar bereits Nachwuchs und fühlen sich dort pudelwohl.
Vielleicht hole ich den beiden Goulds irgendwann noch ein paar Kumpels. Aktuell sollen sie aber erstmal richtig ankommen und alles richtig kennen lernen. Eigentlich wollte ich keine Goulds mehr, aber in die beiden habe ich mich verliebt.
Zum Schluss noch ein paar Bilder:
20190509_182546.jpg Die Quarantänebox. Die Seite habe ich zugehangen. Dort haben die Vögel geschlafen und konnten sich verstecken.
20190520_123312.jpgNeugieriger Blick von Hannibal zur Kamera - 2. Tag im Wohnzimmer
20190520_132205.jpgOben rechts: Napoleon - hier mit den Binsenastrilden in der Zimmervoliere.
20190524_155038.jpg Beim Flattern durchs Zimmer auf der Voliere - Geschlafen wird übrigens auch außerhalb der Voliere