Die Gouldamadine (Chloebia gouldiae) zählt bei den Prachtfinkenhaltern wohl zu einer der beliebtesten Vogelart. Ihre Farbenpracht, ihr interessantes Verhalten und die relativ leichte Züchtbarkeit geben dabei den Ausschlag. Es gibt aber noch viele Wissenslücken und zahrlreiche Fragen sind noch offen. Dr. Claudia Mettke-Hoffmann versucht in diesem Beitrag eine dieser Fragen zu beantworten: Welches Modell ist bei der Vererbung der Kopffarben das Wahrschinlichste?
Teil 1
Bei kaum einer Vogelart sind die Meinungen der Prachtfinken-Liebhaber so verschieden wie bei der Gouldamadine: Für die einen ist sie der Prachtfink schlechthin, der alle faszinierenden Eigenschaften wie die schillernde Farbenpracht, das interessante Verhalten und relativ leichte Züchtbarkeit in einer Vogelart vereinigt, für die anderen ist sie ein eher langweiliger uninteressanter Vertreter, der lediglich durch seine nahezu kitschige Farbenpracht zu blenden vermag. Zwischen diesen beiden Extremmeinungen ist reichlich Raum für alle Abstufungen der Zu- oder Abneigung. Schenkt man den Nachzuchtstatistiken der verschiedenen Liebhabervereinigungen Glauben, schlägt das Pendel inzwischen immer mehr – zumindest was die Anzahl Nachzuchten anbelangt – zu Gunsten der Gouldamadine aus. Sie dürfte inzwischen nach dem Zebrafinken die zweithäufigste Prachtfinkenart in Liebhaberhand sein.
[IMG]http://img696.imageshack.us/img696/3045/skhp.jpg[/IMG]Adultes Männchen
Immer wieder Verwirrung bei der Vererbung der Koppfarben
Um so verwunderlicher sind die Wissenslücken, die bei dieser Art existieren, nicht zuletzt sorgt die Vererbung der verschiedenen im Freiland vorkommenden Farbmorphen regelmäßig für Verwirrung. Während bei Zebrafinken heute Mutationen oder Kombinationen der selbigen in den Schauregalen stehen, bei denen allein die Farbbeschreibung schon fast die Länge eines Zuchtberichtes erreicht – der Orangebrust/Schwarzbrust/Braun/gescheckt mit Haube in Gelbschnabel-Zebrafink wäre ein Beispiel dafür – ist die Vererbung der einzelnen Farbschläge unstrittig. Bei Gouldamadinen hingegen tauchen immer wieder neue Theorien zur Vererbung der Kopffarbe auf, als Beispiel sei der Bericht von Reichensperger in den AZN 9/2001 Anmerkung zu dem Artikel Farbvererbung bei den Gouldamadinen genannt. Zu der Vererbung der verschiedenen Mutationen, die in Züchterhand aufgetaucht sind, können wir hier keine Aussage machen, dafür gibt es genug Spezialisten, die sich mit dieser Materie beschäftigen. Erstaunt hat uns jedoch, wieder ein neues Modell zur Vererbung der Kopffarben in diesem Artikel zu entdecken. Sollte Southern (1945) und die Bibel der Prachtfinkenliebhaber Vögel in Käfig und Voliere/Prachtfinken von Immelmann et al. (1977) mit ihren Modellen völlig falsch gelegen haben? Nach Immelmann et al. (1977) liegt die Vererbung der Kopffarbe nicht auf einem autosomalen Chromosom sondern auf einem heterosomalen Chromosom, wobei rot über schwarz dominiert. Bei der gelbköpfigen Morphe handelt es sich nach Meinung dieser Autoren um eine eigenständige rezessive Mutation, die auf einem autosomalen Chromosom liegt und bewirkt, dass der Organismus keine rote Farbe mehr bilden kann. Auf diesem Modell beruht auch die Vererbung die Bielfeld 1997 in seinem Buch tabellarisch darstellt. Allerdings teilt er die beiden Mutationen in eine Dunkel-Mutante (rotköpfig und schwarzköpfig) und eine Hell-Mutante (gelbköpfig nicht gelbköpfig) auf. Unseres Erachtens ist der Kunstgriff nach Hell und Dunkel nicht notwendig und macht die Sache bei einer tabellarischen Darstellung mit Kürzeln nicht unbedingt einfacher: Ein rotköpfiges Männchen spalterbig in schwarzköpfig wird bei Bielfeld zum HHDd, wobei HH für nicht gelbköpfig, D für rotköpfig spalt in schwarzköpfig steht. Aber in der Sache stimmt Bielfeld mit der von Immelmann et al. (1977) angenommenen Vererbung überein.
Als ob die Vererbung der Kopffarben nicht schon schwierig genug wäre, kommt im Freiland die schwazköpfige Morphe aller Genetik zum Trotz überproportional häufig vor. Allerdings lässt dies keine Rückschlüsse auf die zu erwartenden Nachzuchten in Liebhaberhand zu, zumal die Daten über die tatsächlichen zahlenmäßigen Verhältnisse alles andere als gesichert sind. So gibt Bielfeld (1977) ein Verhältnis von 3:1 (schwarzköpfig:rotköpfig) an, leider ohne die Quelle zu nennen, während Southern (1945) voraussagte, dass die rotköpfigen Männchen nahezu doppelt so häufig sein müssen wie rotköpfige Weibchen. Tatasächlich waren bei Museumsbälgen mehr rotköpfige Männchen vorhanden (Keast 1958, Evans & Fidler 1988 ). Noch 1987 äußerte sich Buckley verwundert darüber, dass es keine aussagekräftigen Studien über den Polymorphismus dieser Art im Freiland gibt. Die ersten aussagefähigen Daten, die sich speziell mit dem Polymorphismus und dem Verhältnis der einzelnen Morphen zueinander beschäftigen, stammen von Franklin & Dostine (2000). Sie zeigen, dass sowohl in der Gegend um Timer Creek als auch in den Yinberrie Hills lediglich 26,4% bzw. 25% der gefangenen Vögel rotköpfig waren. Der Anteil rotköpfiger Männchen wie Southern (1945) vorhergesagt hatte.
Wir neigen zu der These, dass eigentlich rotköpfig Vögel im Freiland generell häufiger sein müssten, da rotköpfig dominant über schwarzköpfig ist. Es reicht schon ein rotes Gen aus und der Vogel ist rotköpfig. Genau diesem Sachverhalt versuchten wir im Rahmen einer mehrjährigen Untersuchung auf den Grund zu gehen: Warum gibt es so wenig rotköpfige Gouldamadinen im Freiland?
Das zweite Modell aus jüngerer Zeit ist von Reichensperger, wonach schwazköpfig geschlechtsgebunden, Rotkopf und Gelbkopf autosomal vererben, wobei Rotkopf dominant über Gelbkopf ist.
Welches Modell stimmt nun? Wir haben uns nun schon einige Jahre im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts mit der Gouldamadine beschäftigt und die Vererbung der Kopffarbe spielt bei der Zucht der Versuchsvögel für uns eine wichtige Rolle. Wir hatten bis jetzt nicht einen Fall, bei denen die Vererbung unserer Vögel das Modell von Immelmann et al. in Erklärungsnotstand gebracht hätte. In den nächsten Zeilen werden wir versuchen zu erklären, warum unserer Meinung nach das Modell von Immelmann et al. immer noch gültig ist.
Als ob die Vererbung der Kopffarben nicht schon schwierig genug wäre, kommt im Freiland die schwazköpfige Morphe aller Genetik zum Trotz überproportional häufig vor. Allerdings lässt dies keine Rückschlüsse auf die zu erwartenden Nachzuchten in Liebhaberhand zu, zumal die Daten über die tatsächlichen zahlenmäßigen Verhältnisse alles andere als gesichert sind. So gibt Bielfeld (1977) ein Verhältnis von 3:1 (schwarzköpfig:rotköpfig) an, leider ohne die Quelle zu nennen, während Southern (1945) voraussagte, dass die rotköpfigen Männchen nahezu doppelt so häufig sein müssen wie rotköpfige Weibchen. Tatasächlich waren bei Museumsbälgen mehr rotköpfige Männchen vorhanden (Keast 1958, Evans & Fidler 1988 ). Noch 1987 äußerte sich Buckley verwundert darüber, dass es keine aussagekräftigen Studien über den Polymorphismus dieser Art im Freiland gibt. Die ersten aussagefähigen Daten, die sich speziell mit dem Polymorphismus und dem Verhältnis der einzelnen Morphen zueinander beschäftigen, stammen von Franklin & Dostine (2000). Sie zeigen, dass sowohl in der Gegend um Timer Creek als auch in den Yinberrie Hills lediglich 26,4% bzw. 25% der gefangenen Vögel rotköpfig waren. Der Anteil rotköpfiger Männchen wie Southern (1945) vorhergesagt hatte.
Wir neigen zu der These, dass eigentlich rotköpfig Vögel im Freiland generell häufiger sein müssten, da rotköpfig dominant über schwarzköpfig ist. Es reicht schon ein rotes Gen aus und der Vogel ist rotköpfig. Genau diesem Sachverhalt versuchten wir im Rahmen einer mehrjährigen Untersuchung auf den Grund zu gehen: Warum gibt es so wenig rotköpfige Gouldamadinen im Freiland?
Das zweite Modell aus jüngerer Zeit ist von Reichensperger, wonach schwazköpfig geschlechtsgebunden, Rotkopf und Gelbkopf autosomal vererben, wobei Rotkopf dominant über Gelbkopf ist.
Welches Modell stimmt nun? Wir haben uns nun schon einige Jahre im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts mit der Gouldamadine beschäftigt und die Vererbung der Kopffarbe spielt bei der Zucht der Versuchsvögel für uns eine wichtige Rolle. Wir hatten bis jetzt nicht einen Fall, bei denen die Vererbung unserer Vögel das Modell von Immelmann et al. in Erklärungsnotstand gebracht hätte. In den nächsten Zeilen werden wir versuchen zu erklären, warum unserer Meinung nach das Modell von Immelmann et al. immer noch gültig ist.
[IMG]http://img513.imageshack.us/img513/9598/1kkhe.jpg[/IMG] Stark gefärbtes Weibchen
Das Modell von Immelmann
Gehen wir also in die Zeit zurück, als nur eine Farbmorphe dieser Vogelart den australischen Kontinent bewohnte. Obwohl auf Grund der jetzigen Populationen der einzelnen Morphen der Schluss nahe liegen mag, dass es sich dabei um rotköpfige oder schwarzköpfige Gouldamadinen gehandelt haben müsste, ist es durchaus denkbar, dass evtl. sogar die gelbköpfige Morphe der Ursprung aller Gouldamadinen war. (Die größere Population der schwarzköpfigen kann dazu verführen, diese als Ausgangsform anzusehen, doch weiß man zu wenig, welchen Selektionsvorteil oder –nachteil die einzelnen Morphen für das Individuum bedeuten und wie sich dies auf die Farbverteilung in der Gesamtpopulation auswirkt bzw. ausgewirkt hat). Der Einfachheit halber gehen wir von dem Fall rotköpfig oder schwarzköpfig aus. Der Leser mag den Verlauf mit Gelbköpfigen oder Schwarzköpfigen mit gelber Schnabelspitze durchspielen, die Ergebnisse sind identisch.
Gerhard Hofmann & Dr. Claudia Mettke-Hoffmann, Andechs
Gefunden von H Halfmann in GW 11/012
VCV, Heft 2003
wiederentdeckt BoogieWoogie 2010
© Fotos: alle, BoogieWoogie 2001-2005
Gerhard Hofmann & Dr. Claudia Mettke-Hoffmann, Andechs
Gefunden von H Halfmann in GW 11/012
VCV, Heft 2003
wiederentdeckt BoogieWoogie 2010
© Fotos: alle, BoogieWoogie 2001-2005
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:bunny: [img]http://img841.imageshack.us/img841/9734/7jg.gif[/img] :bunny:
Frühling! Du darfst gerne kommen und bleiben
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