Angepinnt Die Histologie beim Vogel- Zweck und Anwendung Teil1 und 2

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    • Die Histologie beim Vogel- Zweck und Anwendung Teil1 und 2

      Wir bedanken uns bei der Frau S. Fuchs für die Zurverfügungstellung der ausführlichen Arbeit:
      „Die Histologie beim Vogel- Zweck und Anwendung“
      und damit die Möglichkeit der Publikation in unserem Forum.
      Das Team




      Die Histologie beim Vogel- Zweck und Anwendung

      Teil1



      Immer wieder kommt es bei unseren Zuchtvögeln zu ungewollten Verlusten. Oft erkranken die Vögel nach Stresssituationen- Brut, Mauser,
      Umgebungswechsel, Unverträglichkeiten in der Gemeinschaft- und bereits nach wenigen Stunden verenden die Tiere. Über den Grund bleiben wir im Allgemeinen im Unklaren.
      Dabei wäre es für die restlichen Mitbewohner hilfreich, würde man die Ursache kennen. So könnte man mit meist geringem Aufwand weitere Verluste verhindern.

      Bei Neukauf sollte unbedingt die Quarantäne eingehalten werden.
      Dennoch können sich Erkrankungen verbergen, die nicht innerhalb von ein paar Wochen zum akuten Ausbruch kommen.
      Parasiten und Viren halten sich zum Teil sehr hartnäckig und es kommt nach Stress zum Krankheitsausbruch.

      normales Zellbild.jpg

      Nun gibt es die Möglichkeit, den Kot der Vögel auf Endoparasiten zu untersuchen. Es ist eine kleine Mühe,
      Kot zu sammeln und ihn in den dafür vorgesehenen Einrichtungen abzugeben. Kokzidien, Spulwürmer, Bandwürmer u.a. werden abgeklärt und
      der übrige Bestand kann erfolgreich behandelt werden. Bakterielle Untersuchungen am Kot werden zwar angeboten, sind aber wenig effektiv,
      da man durch die Kotgewinnung (im Sand oder Erde) meist jede Menge Keime aus der Umgebung mit gibt. Möchte man eine diesbezügliche Abklärung,
      sollte man einen Abstrich von der Schnabelspalte, Kloake oder aus dem Kropf machen und zur Untersuchung geben.

      Weiterhin besteht die Möglichkeit einer Zytologie. Die Zytologie ist die Lehre vom Aufbau und Funktion der Zellen und versucht, deren krankhafte Veränderungen darzustellen.
      Dazu entnimmt man einen Tupfer aus der erkrankten Region, der Schnabelspalte, Kloake -je nach Erkrankung- und bringt es auf einen Objektträger.
      Die Zellen haften mit Hilfe von Fixationsspray am Glas und können nach entsprechender Anfärbung begutachtet werden.
      Diese Methode ist schonend für das Tier und relativ sicher in der Befundung.

      Bei größeren Vögeln entnimmt der Tierarzt eine Gewebeprobe und wird diese zur Histologie einsenden.

      Amsel Spulwurmei1.jpg

      Ist ein Tier verendet, besteht die Möglichkeit einer Sektion mit anschließender histologischer Untersuchung.
      Somit komme ich gleich zur Pathologie und deren Teilgebiet, die Histologie, das heißt zu deren Nutzen und die Möglichkeiten bezüglich der Diagnostik beim Vogel.

      Die Pathologie ist ein Teilgebiet der Medizin und beinhaltet die Lehre von den abnormen und krankhaften Veränderungen im Organismus.
      Sie untersucht die Ursachen sowie die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten und die durch sie verursachten organischen Veränderungen und funktionellen Auswirkungen.
      Parasiten und Bakterien mag man im Lichtmikroskop sehen, aber Viren z.B. sind auf diese Art nicht sichtbar. Hier nutzt man das Wissen um die Zellveränderung,
      die durch Viren verursacht werden. Weiterhin kennt der Pathologe den Aufbau des gesunden Organs und erkennt jede Veränderung und weiß sie einzustufen.

      Amsel Spulwurmei2.jpg

      Der Begriff Pathologie wird erstmalig vom Griechischen Arzt Galenus 129 – 201 benutzt. Es leitet sich von pathos = Leiden und logos = Lehre ab.
      Die Veterinärpathologie hingegen nahm erst viele Jahre später ihren Stellenwert ein. Erst 1899 wurde ein Lehrstuhl für die Veterinärpathologie eingerichtet.
      Die Histologie wie auch die Zytologie stellen einen großen Teil der Pathologie dar und erlebten erst Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert ihren Aufschwung.

      Die Histologie, welche sich mit dem mikroskop. Aufbau des Gewebes beschäftigt, trägt einen entscheidenden Schritt zur Diagnosefindung bei.
      Sie zeigt Unterschiede zwischen krankhaftem und gesundem Gewebe auf.
    • Die Histologie beim Vogel- Zweck und Anwendung Teil 2

      Da sich unsere Vögel- zumindest die kleineren – nur schwer unter Narkose behandeln lassen, wird man die Gewebeentnahme nur an bereits verstorbenen Tieren durchführen können.
      Das rettet nun dieses konkrete Tier nicht mehr, aber für seine Artgenossen kann es lebensrettend sein.
      Mit dieser Methode lässt sich eine ziemlich genaue Aussage über die Erkrankung treffen –Viruserkrankungen, Bakterien und Parasiten sind in den Organen gut zu erkennen.
      Anhand der Befunde kann man dann zielgerichtet behandeln. Zielgerichtet! - nur so kommt man zum gewünschten Erfolg.
      Mit ständigen Gaben von Antibiotika (weil ein Vogel zugekauft wurde, plustert, oder ähnliche Gründe) erreicht man genau das Gegenteil.
      Es werden resistente Bakterienstämme herangezüchtet und das Antibiotikum verliert seine Wirkung für den Rest des Vogellebens.
      Oft handelt es sich ohnehin um Parasiten oder um Viruserkrankungen, welche mit Antibiotika nicht behandelt werden können.

      Wir führen nun im Falle eines verstorbenen Vogels eine Sektion durch. Der Pathologe wird das Tier eröffnen, begutachten und Organproben entnehmen.

      Diese werden histologisch weiter bearbeitet. Dazu bringen die Medizinisch- Technischen- Assistenten (MTA) die Gewebeteile in genormte Kunststoffkapseln.
      Mit Hilfe von Alkoholen unterschiedlicher Konzentration wird dem Gewebe Wasser entzogen, dann wird dieses mit einem paraffinlösichen,
      aber wasserunlöslichen Medium getränkt und schließlich mit 60 Grad heißem Paraffin durchsetzt.
      Nun können die Gewebeteile in Förmchen gebracht und mit Paraffin aufgefüllt werden.
      Nach der Abkühlungsphase erstarrt das Ganze zu einem Block und die MTA schneiden das Material in 1-3 Mikrometer dicke Scheiben,
      welche auf einen Objektträger ( ein Glasplättchen) gebracht werden, um in den geeigneten Farben und Lösungen gefärbt zu werden.
      Es können verschiedene Färbungen angewandt werden, je nach der Fragestellung.

      Amsel Alternaria.jpg



      Es gibt Übersichtsfärbungen, die eine allgemeine Darstellung zulassen (diese Färbung färbt Kern und Plasma unterschiedlich an),
      andere Färbungen stellen Pilze und Bakterien gut dar.
      Bestimmte Farben, enthalten Farbkomponenten, mit denen sich verschiedene Zellen und Mikroorganismen unterschiedlich anfärben lassen.
      Man kann Fasern und Schleim verschieden anfärben u.s.w.

      Viren selbst sind nun im Lichtmikroskop nicht sichtbar. Aber anstelle zelleigener Substanzen bilden Viren Virussubstanzen, wodurch „ Tochterviren“ entstehen.
      Die befallenen Zellen werden bei diesem Vorgang schwer geschädigt und gehen zugrunde.
      Es werden morphologische Zellveränderungen sichtbar, z.B. Einschlüsse, Kernvariabilitäten u.ä.

      Amsel Kokzidiensporen.jpg



      Diese Zellveränderungen nutzt man für Verdachtsdiagnosen.
      Es können außerdem molekularbiologische Untersuchungen durchgeführt werden, die auf der Grundlage von Antigen – Antikörper – Reaktionen basieren
      bzw. über Spaltung und Vervielfältigung von DNS- Strängen zum Ergebnis führen. Allerdings sind diese Methoden recht kostspielig und
      es sollte schon eine gezielte Fragestellung geben ( z.B. die Erreger der Psittakose )

      Wichtige Vorraussetzung für die sichere Diagnosestellung ist die zügige Bearbeitung.
      Nur wenige Stunden nach dem Verenden des Vogels reichen aus, das das Gewebe autolytisch wird, das heißt die Verwesung tritt ein.
      Um dieses zu verhindern bringt man das Material schnellst möglich in 3% iges Formalin (ist in jeder Apotheke erhältlich), worin es fixiert,
      das heißt haltbar gemacht wird. Also macht es keinen Sinn, den toten Vogel erst aufzubewahren und dann irgendwann zum Tierarzt oder der Untersuchungsanstalt zu bringen.
      Kann man es nicht realisieren, den Weg gleich zu gehen, kann man die Verwesung für eine ganz kurze Zeit bremsen, indem man das Tier in den Kühlschrank bei maximal 4°C legt.
      Ein Einfrieren erschwert die Diagnostik, macht sie für bestimmte Fragestellungen unmöglich. Bei einer parasitologischen Fragestellung z.B. ist es aber machbar.
      Nur virusbedingte Zellveränderungen sind auf Grund der geplatzten Zellen durch das Einfrieren kaum mehr erkennbar.

      Papageienamadine Bandwurm.jpg

      Diese Untersuchungen verursachen selbstverständlich Kosten, vor denen sich jeder Züchter scheut.
      Es braucht einen Pathologen, der die Diagnose stellt, qualifizierte Mitarbeiter, um das Material zu bearbeiten, Archivierungskräfte, Sekretärinnen, ( Personalkosten),
      Sachkosten für Verbrauchsmaterialien, Gerätepark sowie wie überall anfallende Raum- und Energiekosten. Es ist nicht möglich,
      solche Aufwendungen zu einem Preis zu machen, den wir gern sehen würden. Allerdings lohnt sich ein Preisvergleich.

      Diese Untersuchungen werden von verschiedenen Einrichtungen angeboten, welche sich durch das Preisgefüge unterscheiden.
      Öffentliche Einrichtungen werden gestützt und sind somit weniger preisintensiv. Informationen über Untersuchungsart und –kosten kann man sich
      an den jeweiligen Instituten und tierärztlichen Einrichtungen am Wohnort einholen.

      Als letztes möchte ich ein Beispiel nennen. Als ich mir ein Paar Prachtfinken von einem mir bekannten Züchter abholte,
      verstarb an diesem Morgen ein Vogel bei ihm. Ich nahm das Tier mit, sezierte es, ließ es weiter bearbeiten und befunden.
      Die Diagnose: Kokzidien. Auf Grund dieses Befundes konnte ich meine frisch erworbenen Tiere gezielt
      noch während der Quarantäne gegen Kokzidien behandeln. Heute ist es ein sehr zuverlässiges Brutpaar.

      S. Fuchs



      Quellen: Pschyrembel
      Klinisches Wörterbuch

      Basiswissen Histologie und Zytologie
      Stein/Flenker/Storjohann

      Schulliteratur